"Daniel" rockt in der Florinskirche

Cusanus-Konzert 2013

pic2.jpg

Zum 10. Cusanus–Konzert wurde am Montag, dem 23. September, in der Koblenzer Florinskirche das Rock-Oratorium „Daniel“ von Thomas Gabriel und Eugen Eckert aufgeführt. 

An die 200 Mitwirkende sorgten in einer logistischen Extraleistung für ein volles Haus voller Begeisterung. Das Bischöfliche Cusanus-Gymnasium Koblenz hatte seine Schulband, Jahrgangsstufen-Chöre und Gesangs-Solisten mobilisiert, unterstützt wurde das Ganze vom „Chor ’75“ des Rhein-Wied-Gymnasiums Neuwied unter der Leitung von Birgit Girod, vom Frauenchor „cantArte“, von Eduard und Thomas Rosenbach (Bass bzw. Organisation und Technik) sowie von Annelie Sinzig und Dr. Klaus Sinzig (Technik und Equipment). Unter der Leitung von Christian Rivinius, Christa Molitor-Naunheim und Julia Zinndorf gaben Chor, Musiker und Solisten alles, um das sowohl rhythmisch wie musikalisch anspruchsvolle und umfangreiche Werk aufzuführen.

Das gesamte Wochenende hatte im Zeichen der Proben gestanden. Die drei Musiklehrerinnen hatten im Musikunterricht den verschiedenen Chorgruppen zwei Dutzend Songs beigebracht. Die Generalprobe am Samstagmorgen im Klangraum hatte zum ersten Mal alle beteiligten Musiker zusammenführen können, da wegen einiger Klassenfahrten und anderer Sachzwänge die Terminplanung in Unordnung geraten war. Schon hier zeigten sich besonders die Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Unterstufenchöre besonders diszipliniert und motiviert.

Am Sonntag fand dann die Premiere nach erneuter Nachmittagsprobe in der prall gefüllten St. Antonius-Kirche in Waldesch statt, deren Akustik sich als dem Stück sehr dienlich erwies. Standing Ovations waren der Lohn für die Anstrengungen. Aber Ruhe gab es immer noch nicht, das gesamte technische Gerät musste noch einmal in die Florinskirche umtransportiert und neu eingestellt werden, da in St. Florin akustisch völlig andere Verhältnisse vorlagen, was Akustik und Aufstellsituation anbelangte. Es ist dem technischen Know-how der Sinzigs zu verdanken, dass alle drei Situationen technisch annehmbar gemeistert werden konnten.

pic3.jpg

Besonders hervorzuheben sind die Gesangsleistungen von Markus Baulig, der den Nebukadnezar verkörperte. Textsicher zeigte er sich als echter Rocker und Tenacious D – Adept. Jack Black wäre stolz auf ihn. Auch Matthias Quirin, Leadsänger der Band „Roadproof“, und Max Rembeck bewährten sich als Solisten. Beatrix Mählmann in der Rolle des Daniel zeigt großes Können, besonders bei den Wahrsage-Stücken. Diese bedienen sich in der Melodieführung der Gruseleffekte von Filmmusiken wie „Herr der Ringe“ und „Alien“ und durch ihr Abschweifen in Atonalität sind sie extrem schwer zu lernen und wegen ihrer extremen Lage ebenso schwer zu meistern. Frau Mählmann agierte hier höchst professionell. Tim Hoffmann als Erzähler lieferte sorgfältig gesprochene und dramatisch gestaltete Überleitungen und trug somit zum Verständnis des Werkes entscheidend bei. Birgit Girod und Peter Markovic ergänzten mit bekannter Beständigkeit das Solistenensemble.

Möglich war die künstlerische Leistung nur durch die Musikalität der Schülerinnen und Schüler in Chor und Orchester, die in allen Instrumentengruppen präzise, konzentriert und kompetent ablieferten.

pic5.jpg

Zur Handlung: Daniel und seine Freunde werden nach der Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahr 605 v. Chr. nach Babylon verschleppt. Dort werden sie zwar einer Gehirnwäsche unterzogen, aber die Treue zur Religion sorgt dafür, dass sie, ohne sich zu verbiegen im Hofdienst aufsteigen. Ihre Loyalitätbeweisen sie bald, denn der König träumt von einem viergeteilten Standbild mit tönernen Füßen und verlangt den Traum zu deuten. Nur Daniel ist in der Lage, die geträumte Zukunft Babylons zu entschlüsseln. Als der Herrscher über Babylon wahnsinnig wird und ein riesiges Gottesbild errichten und anbeten lässt, weigern sich Daniels Freunde. Sie überleben den Feuerofen, in den sie zur Strafe geworfen werden. Nach seinem Traum vom Baum, der an den Himmel wächst, erlebt Nebukadnezar seine Entmachtung und den Untergang seines Reichs. Als der Königserbe Belsazar sich als Tyrann und Tempelschänder zeigt, erscheint ihm das Menetekel an der Wand. Daniel deutet auch diesen Traum richtig: König Darius von Persien erobert das Reich. Unter dessen Herrschaft wird Daniel von Neidern denunziert und wegen seines Glaubens in die Löwengrube geworfen. Doch die Raubtiere verschonen ihn. So kann er weiter das Reich verwalten und zur gerechten Herrschaft beitragen. Er verkörpert somit den treuen Juden, der auch in Knechtschaft Gott treu bleibt.

„Machtkämpfe, Intrigen, Gewalt und Unterdrückung bestimmen heute wie damals das Schicksal einzelner Menschen und ganzer Völker. Daniel und seine Freunde halten mutig und aufrecht dagegen. Als Lichtgestalten werden sie zum Beispiel für Zivilcourage.“ So deutet Thomas Gabriel, der Komponist, selbst sein Stück. Der Kirchenmusiker, Komponist und Arrangeur wirkt als Regionalkantor für das Institut für Kirchenmusik im Bistum Mainz mit dem Schwerpunkt Neues Geistliches Lied. Bekannt ist Gabriel unter Jazzern als Bearbeiter der Musik Bachs. Den Zeitsprung über 3.000 Jahre versucht er nach eigenen Aussagen musikalisch zu schaffen, indem er die Form des Oratoriums mit Rock und Pop verbindet. Eugen Eckert, Studentenpfarrer aus Frankfurt a. M., der das Libretto erstellt hat, versteht es, mit behutsamen Eingriffen und Ergänzungen zu zeigen, wie aktuell der biblische Bezug ist. Entstanden ist das Rock-Oratorium als Auftragsarbeit des Bistums Trier zur Heilig-Rock-Wallfahrt 1996.

Text: Peter Markovic

Bilder: Ingo Beller

pic4.jpg