Interview Frau Bourry

Interview Frau Bourry

Ulrike Bourry, seit 2019 bei uns am Cusanus Gymnasium als Schulsozialarbeiterin, war so freundlich sich für ein Interview mit uns bereitzuerklären.


Erzählen Sie etwas über sich. Was sollte man so über Sie wissen?

Mein Name ist Ulrike Bourry. Ich wohne in Koblenz, habe zwei Töchter, eine ist in der 13, die andere ist schon im Studium. Ich bin von Hause aus Diplomsozialarbeiterin, habe in Siegen außerschulische Erziehungs- und Sozialwesen studiert. Ich bin seit über 20 Jahren beim Caritas-Verband hier in Koblenz beschäftigt, war in verschiedenen Projekten im Einsatz und bin seit Anfang 2019 als Schulsozialarbeiterin an zwei Koblenzer Gymnasium tätig. Einmal ist das bei euch am Cusanus Gymnasium, die zweite Schule, die ich betreue, ist das Hilda Gymnasium. Ich selber habe eine 75% Stelle, das heißt insgesamt 30 Stunden, sodass jede Woche 15 Stunden für jede Schule da sind. Es kann sein, dass jetzt im Sommer aufgestockt wird. Dann wäre es so, dass wir mit einer halben Stelle an jeder Schule vertreten sind, in der Schulsozialarbeit.

 

Wie sieht ihre Arbeit aus?

Man muss sagen, es gab nicht immer Schulsozialarbeiter*innen an Koblenzer Gymnasien. Das ist auch eine freiwillige Leistung, die die Stadt Koblenz gewährt, normalerweise gibt es das nur an einer Realschule oder Realschule plus. Das war ein langer Weg, bis das durchgesetzt wurde. Aber man hat beschlossen, dass auch für Schülerinnen und Schüler an Gymnasien die Möglichkeit von Schulsozialarbeit vor Ort existieren soll. Das heißt, Schulsozialarbeit ist eigentlich ein Angebot der Jugendhilfe. Das Projekt heißt `Ich Packs´, also ich pack‘s, von „Ich packe diese Schulzeit, ich schaffe einen Schulabschluss“, wo immer man diesen Schulabschluss auch ansiedelt. Auf dem Gymnasium in der Regel natürlich mit dem Abitur in der dreizehnten Klasse. Aber wie ihr auch wisst, gibt's auch Schüler*innen, die nach der 10 oder 12 aufhören oder zu einer anderen Art Schule wechseln. Das ist ja ganz unterschiedlich. Es geht letztendlich darum, keinen jungen Menschen zu verlieren, der irgendwo dann schwer wieder aufgefangen wird, sondern zu gucken, dass man ihn darin unterstützt, das Ziel, was er für sich sieht, zu erreichen. Dieser Weg eines jungen Menschen, der kann sehr ebenerdig, wenig kurvenreich, sehr zielgerichtet sein. Das ist alles wunderbar. Das sind dann in der Regel Schüler*innen, die nicht zu mir den Weg finden, weil sie keine Stolpersteine im Weg haben. Bei anderen jungen Menschen ist es aber so, die wissen entweder nicht genau, wie ihr Ziel aussieht oder die haben Hürden oder Steine im Weg, die sie manchmal alleine aus dem Weg räumen können oder zusammen mit Familie und Freunden, aber in manchen Fällen ist es so, dass der Stein, der da liegt, so groß ist, dass wir entweder davor stehenbleiben und auf der Stelle treten, gar nicht weiter nach vorne kommen oder einen Umweg nehmen, der immer nur anstrengend ist und vielleicht auch so ein bisschen Verlust an Motivation etc. mit sich bringt und wo man, wo wir oder ich jetzt als Schulsozialarbeiterin gemeinsam mit dem jungen Menschen gucke: Was ist das Thema? Warum liegt der Stein? Warum liegt er da, woher kommt er? Wie könnte das besser werden, dass du den Weg besser gehen kannst? Wie kriegt man den aus dem Weg geräumt? Und dann finden verschiedene Gespräche statt. Erstmal ein erstes Gespräch, wo man guckt, was ist das Thema momentan? Was ist deine Situation? Wo brauchst du Unterstützung? Wer kann dir die geben? Es ist nicht so, dass ich sage: „Ah, das hört sich so an, ah, okay, super, dann musst du das, das und das tun und dann ist es ganz einfach.“ Denn ich kenne die Lösung nicht, sondern die Lösung muss man erarbeiten. Manchmal sehen das Menschen nicht. Wenn man so einen Brocken vor sich hat, kann es sein, dass man allein nicht mehr unbedingt weiß, wie man den aus dem Weg kriegt oder es sind zu viele aufeinandergestapelt. Dann gucken wir im Fortgang der Gespräche: Wen müsste man mit einbeziehen? Was möchte der junge Mensch, der Schüler, die Schülerin? Sollen wir da andere mit einbeziehen? Es ist so, dass wir immer der Schweigepflicht unterliegen und das Ganze natürlich auch freiwillig ist. Das heißt, etwas, was mir anvertraut wird, kann ich nicht einfach zum Wohle des Kindes, weil ich denke, dass es bestimmt gut gemeint ist, mit irgendjemandem besprechen, mit Lehrern oder mit Eltern. Sondern dafür brauche ich eine Einwilligung. Das muss vorher abgesprochen werden. Wenn man natürlich im Gespräch feststellt: „Okay, um dir gut zu helfen oder damit du gut weiterkommst, brauchen wir ein Gespräch mit den Eltern oder gleich mit den Lehrern“. Das müssten wir dann halt abstimmen und dann wird das immer abgestimmt. Ist das okay für dich? Kann ich?  Willst du den Kontakt aufnehmen? Oder ich? Was wäre dann hilfreich für dich?

 

Okay, hier schon mal an der Stelle. Wie kann man Sie kontaktieren?

Im Moment ist ja nur Fernunterricht. Das heißt, man kann mich sehr gut über die offene Sprechstunde erreichen, allerdings nur per SMS, per E-Mail oder einfach anrufen. Videokonferenzen würden auch gehen. Aber der erste Weg, Kontakt aufzunehmen, ist, mir eine E-Mail zu schicken oder mich direkt anzurufen. Die Zeiten sind bei mir Dienstag von 9:15 Uhr bis 14 Uhr und Donnerstag von 11 bis 14 Uhr. Das sind jetzt die Zeiten, wo ich definitiv da bin und reagieren kann. Ich kann natürlich in einem Beratungsgespräch sein, aber ich melde mich dann wenigstens kurz zurück. Wenn man mich zu anderen Zeiten anruft, kann es sein, dass man die Mailbox dran hat oder ich nicht auf die Mail direkt reagiere, weil ich in einem anderen Kontext unterwegs bin. Werde mich dann direkt am nächsten Tag z.B. melden und einen Termin vereinbaren, weil ich die Beratungsgespräche in der Regel immer ganz gerne terminlich festlege, weil dann haben wir den nötigen Rahmen und die Zeit halt auch dafür. Diese Termine können auch außerhalb dieser Zeiten sein. Wenn jemand sagt, ich kann aber erst um nachmittags um vier, weil ich vielleicht dann erst gerade im Moment zu Hause die Ruhe habe, dann können wir auch den Termin vereinbaren. Oder jemand sagt: „Okay, bei mir wäre es freitags morgens um halb neun gut, weil dann habe ich noch keine Videokonferenz“, dann würden wir das dann individuell vereinbaren.

 

 Was sind Ihre Telefon- und Kontaktdaten?

Ja, die gebe ich jetzt mal durch. Findet man auf der Homepage aber ist immer gut, die nochmal zu haben. Die Telefonnummer ist die 01516 5243162. Ja, und meine E-Mail-Adresse ist bourry@caritas-koblenz.de.

 

Dann nochmal bisschen zu Ihnen. Mögen Sie Fußball? Wenn ja, welcher Verein ist ihr Lieblingsverein?

Ich habe nicht so viele Fußballambitionen, wenn ich ganz ehrlich bin. Ich habe kaum Fußball in meinem Leben gespielt, außer den Schulfußball, den man so machen musste. Und sonst war auch bei uns eigentlich kaum einer fußballaffin aus meiner Familie. Aber natürlich habe ich einen Lieblingsverein. 1. FC Köln als Kölnerin. Ganz klar. Aber auch, wenn wir nicht so gut stehen.

 

Was war früher Ihr liebstes Schulfach?

Oh, mein liebstes Schulfach Sport.

 

Wieso das, wenn ich fragen darf?

Weil ich früher eigentlich sportlich jeden Tag in der Turnhalle war. Ich habe ein bisschen Geräteturnen gemacht, auch halb Leistungsniveau. Ich habe Ballett und Leichtathletik gemacht, war im DLRG und ich bin Trampolin gesprungen. Natürlich auch sowas wie Funken, Karnevalsballett.  Ich glaube ich war dreimal die Woche mit Turnen unterwegs und dann noch das Tanzen. Ich war jeden Tag in der Turnhalle und seit ich vier bin, bin ich Rad schlagend durch die Gegend gegangen. Hat meine Mama mir erzählt, deswegen Sport.

 

Auf was könnten Sie in ihrem Leben oder Ihrem Alltag nicht verzichten?

Auf mein Fahrrad. Ich bin leidenschaftliche Fahrradfahrerin und ich bin freiwillige Nicht-Autobesitzern, weil ich in der Stadt Koblenz wohne und ich der Meinung bin, man braucht kein Auto und wenn wir nicht irgendwie alle ein bisschen mehr verzichten, haben wir viel zu viel Platz auf diesen Straßen für Autos verschwendet, die in der Gegend rumstehen. Wenn ich mal eins brauche, leihe ich mir eins. Dafür gibt es ja Leihautos. Also ohne mein Fahrrad, das wäre schrecklich.

 

Was bereitet Ihnen besonders Freude?

Ganz viele Dinge. Ich finde das Leben sehr spannend, so wie es ist. Ich finde den Sonnenschein genial. Ich finde Blumen, die blühen, Bäume, wenn die Knospen sprießen, schön, das macht mir Freude. Das Zwitschern von Vögeln. Wenn ich, keine Ahnung, in die Sauna gehen kann, finde ich das toll. Das ist jetzt das, was ich sehr vermisse. Och, man kann ja für viele Dinge schwärmen. Ich finde leckeres Essen toll. Ich finde, das Leben ist voller Freuden.

 

Mit was kann man sie auf die Palme bringen?

Oh, ganz schlechtes Thema. Wenn Menschenrechte nicht beachtet werden in Ländern, in denen es keine Menschenrechte gibt, oder so gut wie nicht gibt. Da kann man mich mit sehr auf die Palme bringen. Länder, in denen es keine Demokratie gibt, finde ich ganz schrecklich. Vielleicht auch Parteien, die ich nicht so sonderlich demokratisch finde. Ja, Dinge, die gegen Frauen gehen. Ich bin eher feministisch unterwegs. Von daher finde ich so Sachen, die in die Richtung gehen gegen Frauen überhaupt nicht toll. Gleichberechtigung ist mir eine sehr wichtige Sache.

 

Wenn Sie ein Lebensmittel wären, welches wäre es,

Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Vielleicht eine Zitrone, weil die so schön lustig macht und dann noch ein bisschen Zucker dazu und dann kann man Limonade draus machen.

 

Wenn Sie eine berühmte Persönlichkeit, egal ob lebendig oder tot treffen dürften, wer wäre es und warum?

Albert Einstein. Weil ich neben Sport auch Mathematik liebe und diesen sehr Menschen sehr faszinierend finde. Das würde mich schon interessieren.

 

Wenn Sie eine Sache auf der Welt verändern dürften, was wäre das?

Eine Sache? Diktatoren abschaffen.

 

Welche Aufgaben machen Sie gerne, welche weniger?

Welche ich gerne mache? Interviews führen. Finde ich jetzt sehr witzig. Ja, was mache ich gerne? Ich rede gerne mit Menschen. Ich kommuniziere sehr gerne. Ich berate sehr gerne. Was ich nicht so gerne mache sind: langweilige Tabellen ausführen, Statistiken schreiben. Weiß ich nicht, irgendwelche langweiligen Dinge.

 

Was verstehen Sie unter Teamarbeit?

Oh, was ich unter Teamarbeit verstehe. Teamarbeit verstehe ich, indem man eben mit mehreren zusammen gemeinsam eine Sache auf den Weg bringt und das gemeinsam umsetzt, indem man sich gegenseitig auch stärkt, indem man nicht allein ist, sondern halt wirklich Unterstützung hat und sagt: „Wir schaffen dieses Thema am allerbesten gemeinsam“. Ich könnte es vielleicht auch allein machen, aber wenn ich es allein mache, wird es vielleicht nicht so gut. Dann hat man vielleicht von drei Leuten drei einzelne Projekte, die aber in der Summe nicht so viel ergeben, wie als wenn ich das zu dritt direkt gemeinsam gemacht habe.

 

Welche war die beste Entscheidung in ihrem bisherigen Leben?

Oh! Welches war meine beste Entscheidung in meinem Leben? Oh! Hui. Meine beste Entscheidung war, dass ich eigentlich mal, als ich sehr jung war in meiner Berufstätigkeit, in meinem ersten Beruf, eine Situation hatte, wo ich darauf reagiert habe, gesagt habe, ich kündige hier, ich gehe lieber weiter zur Schule und mache einen anderen Weg, weil das hier ist nicht so gut für meinen Lebensweg finde und habe dann weiter Schule gemacht und dann studiert. Das war eigentlich meine beste Entscheidung, dass ich die getroffen habe.

 

Welchen Beruf haben sich Ihre Eltern für Sie vorgestellt? Was war das ihre erste Berufsidee oder Berufswunsch?

Nee, also meine Eltern haben sich zum Glück gar nichts für mich vorgestellt. Ich hatte da, glaube ich, schon damals sehr liberale Eltern, die gesagt haben, mach das, wozu du Lust hast. Und ich konnte deshalb erst andere Dinge machen und Überlegungen anstellen und bin dann letztendlich hierbei gelandet. Und meine Eltern haben mich eigentlich in dem Sinne unterstützt, dass sie gesagt haben: „Ja, geh den einen Weg, dann geh den anderen Weg, das musst du wissen, es ist dein Leben“ und ich immer selber für mich meine Erkenntnisse ziehen konnte: Ist das ein guter Weg? Oder muss ich da nochmal nachjustieren? Will ich was anderes machen? Und von daher ja bin ich sehr froh, so wie das meine Eltern mit mir gemacht haben. Also da gab's nichts, was die sich für mich vorgestellt haben, was ich tun sollte.

 

Was macht Ihnen an diesem Job am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht es mir, wenn man mit Menschen zu tun hat, die vor sich so eine Schwere haben, einen Stein und damit zu mir kommen, auf welchem Wege auch immer und wir In einem gemeinsamen Gespräch herauskristallisieren, was das Problem ist. Ich zeichne das immer auf, für mich oder für den Menschen, der bei mir ist. Durch dieses Bild, welches ich erstelle, wird klar, wie die einzelnen Zusammenhänge sind und welche Dinge vielleicht in dem Zusammenhang kritisch sind. Diese werden immer mit einem Blitz gezeichnet. Wo Sachen sehr gut sind, da gibt's ein Herz. Und so gibt es verschiedene Symbole. Das Schönste ist, wenn ich sowas mache und der junge Mensch, oder manchmal kommen ja auch Eltern zu mir, sagt: „Kann ich das Bild mitnehmen?“ Und das zeigt mir halt, ja, der möchte das mitnehmen, weil das eine Erinnerung ist. Wisst ihr, ich kann mich mit Menschen eine Stunde oder zwei unterhalten und dann gehen die raus. Dann war das Gespräch vielleicht so gut, aber die gehen raus und sind zu Hause und überlegen aber nochmal, was war denn jetzt der Kern. Was war das Wichtigste? Was haben wir alles gemacht? Und indem ich das visualisiere, wird es festgehalten. Da kommt man drauf und dann hat man die Sachen wieder im Gedächtnis.

Und das macht mir eine große Freude und wenn die Menschen dann wiederkommen und die Zeichnung mitbringen, dann gucken wir nochmal darauf. Manche wollen die nicht mitnehmen, aber das ist im Prinzip ja auch ganz egal. Ich brauche das so für mich. Das macht mir sehr viel Spaß und es hilft auch der anderen Person weiter und ich kann auch nachher auf dieses Bild gucken und erinnere mich wieder, welche Themen das alles waren.

 

 

Wir möchten uns noch einmal ganz herzlich bei Frau Bourry bedanken, dass sie sich die Zeit für das Interview mit uns genommen hat. 


Noah Beller

Erasmus Fiedler