Sozialpraktikum der 10. Klassen
Wie in jedem Jahr hatten die Schüler*innen der 10. Klassen auch in diesem Jahr die Möglichkeit, im Rahmen des Sozialpraktikums in verschiedene soziale Tätigkeiten hineinzuschnuppern. Das Praktikum fand vom 03. bis 14. Februar statt und bot den Jugendlichen die Chance, wertvolle persönliche Erfahrungen auch außerhalb des schulischen Umfelds zu sammeln.

Die Praktikumsplätze waren breit gefächert und umfassten vor allem Krankenhäuser, Reha-Zentren, Seniorenheime, integrative Kindergärten und Schulen. Darüber hinaus engagierten sich einige Schüler*innen auch in Einrichtungen für psychisch und physisch eingeschränkte Menschen, sowie in Suchtzentralen oder Hospizen.
In den Krankenhäusern der Umgebung durfte eine große Gruppe von Schüler*innen in der Pflege bis hin zur Physiotherapie Erfahrungen sammeln.
Eine Schülerin, welche in der Pflege ihr Praktikum absolvierte, berichtete, dass sie zwar definitiv ein anderes Arbeitspensum stemmen musste als ihr aus dem schulischen Alltag bekannt war, sie aber begeistert davon war, so viel miteinbezogen worden zu sein. Während sie vor Beginn von dem verpflichtenden sozialen Aspekt des Praktikums nicht wirklich überzeugt war, war sie trotz der hohen Arbeitsbelastung im Nachhinein sehr dankbar für diese Erfahrung.
Eine weitere Schülerin war besonders berührt von der Leidensgeschichte einer Patientin, welche im Alter von 16 Jahren an Nervenkrebs erkrankt war. Durch das ähnliche Alter ging ihr dieses Schicksal besonders nahe und bewirkte große Dankbarkeit für die eigene Gesundheit, welche häufig als selbstverständlich gesehen wird.
Am Ende blickten die meisten Absolvent*innen positiv auf diese prägende Zeit zurück. Trotz oder gerade auch wegen vieler überraschender, überfordernder oder vielleicht aber auch mal langweiliger Momente waren sie froh über die gemachten Erfahrungen.

Im Austausch der Gruppe nach den Praktika stand aber auch das Thema Tod im Vordergrund. Ein Thema, das selbst die meisten erwachsenen Menschen herausfordert. Doch gerade hier berichteten die Schüler*innen von Weiterentwicklungen. Denn während natürlich jeder einzelne Todesfall erst einmal tragisch und überfordernd war, baute der direkte Kontakt Berührungsängste mit diesem schwierigen Thema ab und half ihnen, den Tod als Teil des Lebens zu verstehen. Doch von den offene Gesprächen über den Tod und dem Sterbeprozess profitierten nicht nur unsere Praktikant*innen, sondern oft auch die Betroffenen selbst, da dies für sie ein ganz zentraler Teil der eigenen Lebensrealität ist und sie so Gesprächspartner*innen fanden.
Ganz andere, aber nicht weniger wertvolle Erfahrungen waren bei den Schüler*innen festzustellen, welche ihr Praktikum in Schulen und Kitas der Umgebung absolvierten.
So berichteten sie von der Freude, die Fortschritte und Erfolgserlebnisse der ihnen anvertrauten Kinder hautnah miterleben zu können und betonten auch, wie wichtig es war, über den eigenen Tellerrand hinwegzuschauen und andere Umfelder kennenzulernen. Besonders eindrücklich war dieser Aspekt bei den Praktika an integrativen Grundschulen und Schwerpunktschulen. Dies sind Schulen, an denen beeinträchtigte Kinder oder jene mit besonderem Förderbedarf gemeinsam mit anderen unterrichtet werden, die in dieser Hinsicht keine besonderen Bedarfe haben.
Begeistert waren einige Schüler*innen aber auch davon, wie gut sie ins Kollegium integriert wurden und von der Möglichkeit, so vielfältige Aufgabenbereiche zu übernehmen. So konnte eine Schülerin von der Kinderbetreuung über die Pausenaufsicht bis hin zum Anbieten einer AG nahezu in alle Arbeitsbereiche der von ihr besuchten Grundschule hineinschnuppern.
Eine weitere Schülerin sprach eine „klare Weiterempfehlung“ für ein Praktikum an einer Grundschule aus, wobei man sich über die Lärmbeschallung im Klaren sein müsse. Hier zollte sie auch den Lehrkräften, die sich mit diesem Lautstärkepegel tagtäglich konfrontiert sehen, gebührenden Respekt.
Auch die meisten Praktikant*innen in den Kitas waren sehr positiv überrascht, fast noch begeisterter waren aber ihre Arbeitgeber. So wurde einem Schüler bereits ein FSJ nach dem Abitur angeboten und weiteren Schüler*innen wurden Ausbildungen im diesem Bereich nahegelegt.
Besonders viel Freude hatten unsere Praktikant*innen vor allem im Kontakt mit den Kindern selbst. Ein Schüler berichtete, dass ihm der Abschied sehr schwergefallen sei, weil viele Kinder geweint hätten und ihm auch die gute Integration ins Team zugesagt hätte.
Die Praktikant*innen in Seniorenheimen hoben vor allem den Austausch zwischen den verschiedenen Generationen hervor.

Sie erzählten, wie dankbar viele der Senior*innen über die Möglichkeit waren, mit ihnen Zeit zu verbringen und sich zu unterhalten - ein Austausch, von dem beide Seiten profitierten. Zudem verbrachten viele Schüler*innen Zeit damit, das Freizeitprogramm der Seniorenheime zu ergänzen, beispielsweise durch das Anbieten von Spielenachmittagen.
Besondere Erfahrungen machten auch die Schüler*innen, die mit psychisch und physisch eingeschränkten Menschen arbeiteten.
Ein Schüler, welcher sein Praktikum in der Rheinwerkstatt Boppard absolvierte, be-richtete, wie beeindruckt er von der Stärke vieler Menschen dort war. Besonders in Erinnerung blieb ihm ein Angestellter, welcher aufgrund eines Unfalls, ausgelöst durch menschliches Versagen, nun physisch beeinträchtigt ist. Während solch ein einschneidendes Erlebnis Frustration und Wut auslösen könnte, entschied er sich dafür, sein Leben umzustrukturieren und weiter aktiv zu leben.
Gerade in diesem Bereich wurde den Schüler*innen aber auch bewusst, wie viele Vorurteile in der Gesellschaft nicht der Wahrheit entsprechen:
Beispielsweise, dass beeinträchtigte Menschen „integriert werden müssten“.
Gerade deshalb betonten die Praktikant*innen noch einmal, wie wichtig gegenseitiges Verständnis für die besonderen Bedürfnisse sei und wie wichtig es wäre, das Thema noch mehr in die Mitte der Gesellschaft zu tragen.
Eine weitere Schülerin berichtete, dass sie zwar mit den ihr anvertrauten Aufgaben nicht wirklich zufrieden war, sie aber mit der Zeit durch große Eigeninitiative mehr Einblicke erhielt und sich gut ins Team integrieren konnte.
Besonders positiv hob sie hervor, den Prozess der Menschen vor Ort aktiv miterleben zu können.
Schlussendlich kann man also sagen: Das Sozialpraktikum war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg. Das Eintauchen in verschiedene Tätigkeitsbereiche ermöglichte den Schüler*innen oft neue Perspektiven und interessante Gespräche und Begegnungen, Erfahrungen, die sie nachhaltig begleiten werden.
Klara Fisseni und Anna-Lena Neufeld (beide MSS 13)