Eccociqua!... Italienaustausch Koblenz - Monopoli

„Eccociqua! - Hier sind wir!“

Eccociqua! - Hier sind wir!“ Das war der Gedanke, den die 9 Schülerinnen der MSS12 und ihre begleitenden Lehrer Frau Schinhofen und Herr Orth hatten, als wir nach monatelanger Vorbereitung endlich in den Bahnhof von Monopoli einrollten. In wenigen Momenten sollten wir die italienischen Austauschpartner und ihre Lehrerin Frau Viatore kennenlernen. Klar, dass bei allen die Aufregung und Vorfreude riesengroß waren!

Die Italiener erwarteten uns am Bahnsteig und begrüßten uns mit großer Herzlichkeit: „Ciao!“, „Benvenuti!“, „Du bist... so groß! (Antonella zu Carla)“ Das Eis war sofort gebrochen!

Nach dem gemeinsamen Mittagessen, bei dem wir alle sprachlichen Hürden („Cozze? Ah, Miesmuscheln!“) mit viel Humor und Einfallsreichtum überwanden, ging es für die Schülerinnen für den Rest des Mittwochs in die Gastfamilien.

In den folgenden Tagen erwarteten uns abwechslungsreiche und spannende Programmpunkte. Schnell wurde klar: Eine tolle Gruppe war da in sehr fröhlicher und freundschaftlicher Atmosphäre zusammengekommen. Selbst die Busfahrten waren kleine Highlights, wenn die Italiener den Deutschen die einhundert wichtigsten Gesten beibrachten (Hut ab vor "Halbitalienerin" Sophia!) oder im Bus ohne Pause die größten Hits gesungen wurden (I want it that way, Atemlos durch die Nacht, Volare, YMCA, ...). Auch unser Busfahrer wird uns allen in Erinnerung bleiben – nicht zuletzt, weil er auf einem spontan geschossenen Selfie der ganzen Reisegruppe eine überraschend gute Figur gemacht hat…

Den Donnerstag Vormittag verbrachten wir in der italienischen Schule, dem Polo Liceale G. Galilei - M. Curie. Die Einrichtung gleicht einem Gymnasium, nur entscheiden sich die italienischen Schüler früh für einen bestimmten Schulzweig mit einem klaren Lernschwerpunkt (z.B. moderne Fremdsprachen, Naturwissenschaften, etc.). Dort beschäftigten wir uns zunächst mit typischen Vorurteilen (Z. B. die Deutschen sind pünktlich und ernst, nehmen alles sehr genau, die Italiener sind laut und temperamentvoll, sprechen viel mit den Händen,…) und stellten dabei fest, dass einiges tatsächlich zutrifft, anderes wiederum zu hinterfragen ist. So waren die italienischen Austauschschüler sehr positiv überrascht, wie offen und fröhlich unsere Gruppe war… 😊

Außerdem arbeiteten wir in gemischten Gruppen (Italiener und Deutsche) an unserem Erasmus-Projekt mit dem Titel La città verde – Die grüne Stadt, in der man gerne und gut lebt. Dabei gestalteten die Schüler die realen Plätze und Orte von Taranto (Tarent), einer Großstadt in der Nähe von Monopoli, nach ihren Vorstellungen künstlerisch-kreativ um, sodass man inmitten der Stadt von viel mehr Pflanzen umgeben war (als Vorbild "der vertikale Wald", zwei Hochhäuser in Mailand).

Am Nachmittag erkundeten wir die Altstadt von Monopoli auf zweierlei Weise: Zuerst führten uns die italienischen Schüler zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und hielten dort kleine Vorträge in bemerkenswert gutem Deutsch! Bei dieser Gelegenheit besuchten wir auch die Kathedrale von Monopoli, in der – wie Melanie hoch erfreut feststellte – Manuel Neuer geheiratet hatte. Spontan wurde deshalb dieses gesellschaftliche Ereignis von unseren Schülerinnen nachgestellt… Im Anschluss an die Stadtführung konnten alle Schüler bei einer Schnitzeljagd unter Beweis stellen, was sie über unsere neue Partnerstadt gelernt hatten.

Am Freitag besuchten wir die Masseria Maccarone in Fasano. Eine Masseria ist eine Mischung aus Bauernhaus, Sommerresidenz und Landhotel und für die Gegend Apuliens eine typische Einrichtung. Zunächst bekamen wir eine Führung über das Gelände und bestaunten die zahlreichen Olivenbäume und die üppige Vegetation (Granatapfelbäume, riesige Kakteen, Orangenbäume usw). Das Anwesen und seine Lage beeindruckten uns alle – einige von uns jedoch so sehr, dass stehenden Fußes Ferienjobs und sogar bereits eine Hochzeitsfeier dort geplant wurden…

Im Anschluss besichtigten wir die Olivenöl-Manufaktur und durften schließlich auch das dort produzierte Öl im Rahmen eines Tastings selbst probieren – aber nicht ohne vorher durch unseren charmanten Führer Alessandro ausführlichst über die Vorzüge des Extra Virgin Olive Oils unterrichtet worden zu sein. Wir kennen uns nun alle bestens mit Olivenöl aus und werden in Zukunft das herkömmliche Supermarktöl, von Alessandro kurzerhand als Lampenöl abgestempelt, von wirklich gutem Olivenöl zu unterscheiden wissen.

Am folgenden Samstag führte unser nächster Ausflug uns nach Taranto, eine Küstenstadt mit viel Potenzial, die allerdings leider mehr und mehr zu verfallen droht. Dort angekommen besichtigten wir zunächst die Festung (il castello) der Stadt und besuchten im Anschluss das Archäologische Nationalmuseum von Taranto, kurz MArTA. Einige der Ausstellungsstücke, die wir bereits im italienischen Kunstunterricht kennengelernt hatten, konnten nun in einer Art Schatzsuche im Museum wiederentdeckt werden.

Nach der Mittagspause ging es schließlich darum, unser Erasmus-Projekt vor Ort voranzubringen und zu überprüfen, inwieweit unsere Vorstellungen von der grünen Stadt mit den tatsächlichen Begebenheiten in Taranto übereinstimmten oder nicht. Die Schüler suchten hierzu den im Workshop bearbeiteten Ort in der Altstadt von Taranto auf und hielten die Begebenheiten fotografisch fest.

Nach der Busfahrt zurück nach Monopoli verabschiedete sich die Gruppe erst einmal voneinander, da die Schülerinnen den Sonntag in den Gastfamilien und entspannt am Strand verbringen würden.

Erst am Montag Morgen trafen wir uns wieder, um zu einem mit Spannung erwarteten Tanzworkshop zu starten: In San Vito dei Normanni führten uns Fabrizio und Minna in den traditionellen Tanz Apuliens, die „Pizzica“, ein. Die Beiden haben uns alles abverlangt, aber letztlich haben wir alle eine erstaunlich gute Figur abgegeben und gezeigt, dass auch Deutsche die schnellen Rhythmen der Pizzica beherrschen können. Nach einer entspannten Mittagspause im Schatten der Tanzschule mit leckeren Lunchpaketen, von den Gastfamilien mit viel Liebe vorbereitet, und einer weiteren kleinen, sehr unterhaltsamen Tanzperformance von Luana und Carla stiegen wir wieder in unseren liebgewonnenen Minibus, um zum Naturschutzgebiet von Torre Guaceto zu kommen.

Dort erwartete uns Maia, die sich selbst als „Kräuterhexe“ vorstellte und uns in die Geheimnisse der Blumen-, Kräuter- und Pflanzenwelt der Mittelmeer-Macchia, der Vegetation der Dünenlandschaft, im wahrsten Sinne des Wortes "eintauchen" ließ. Wir kämpften uns auf kaum vorhandenen Pfaden vorwärts, durch Büsche und dicht stehende kleine Bäume, wobei Herr Orth in vorderster Linie nicht wenige Spinnweben für die folgenden Schülerinnen und Schüler abräumte. Als wir endlich aus dem dichten Gestrüpp brachen und sich vor uns die naturbelassenen Sandstrände des Naturschutzgebietes auftaten, fühlten wir uns allerdings belohnt: Über den feinen Sand machten wir uns auf den Weg zur Auffangstation für verletzte tartarughe - die wilden Meeresschildkröten - , die meist durch Menschen Verletzungen davongetragen hatten. Besonders eine 80kg schwere tartaruga, von uns Heinz getauft, beeindruckte durch ihre pure Größe und entspannte Gelassenheit. Gelungener Abschluss des Tages war das gemeinsame Baden im Mittelmeer, bei dem es auch ein spannendes und knappes Wettschwimmen gab. Wer gewonnen hat, verraten wir hier nicht... Nur so viel: Der Sportlehrer war es nicht!

Es war kaum zu glauben, aber mit dem Dienstag war bereits der letzte Tag des Austausches gekommen. Den Morgen verbrachten wir erneut in der Schule, um die Woche noch einmal Revue passieren zu lassen, kleine Präsentationen zu den Tagen des Austausches anzufertigen und das Erasmus-Projekt der grünen Stadt zu einem Abschluss zu bringen. Als wir die kreativen Schülerarbeiten neben den Photos der realen Begebenheiten Tarents zu einem großen Plakat zusammengefügt hatten, wurde der große Unterschied sofort sichtbar: Wir alle würden uns in einer grünen, reich an Pflanzen lebendigen Stadt deutlich wohler fühlen als umgeben von Stein, Beton und Glas. Gerade in Zeiten des Klimawandels wird uns die Frage nach der Stadt der Zukunft immer drängender beschäftigen.


Am Abend trafen sich Schüler, Eltern und Lehrer in Alberobello, um die weltberühmten Trulli zu bestaunen und schließlich in geselliger Runde den gelungenen Austausch zu feiern. Die Restaurantbesitzer blieben trotz der sehr fröhlichen Stimmung überraschend gelassen, aber vielleicht erleben sie ja regelmäßig Jugendgruppen, die herausragende Tierstimmen-Imitatoren hervorbringen. Besonderer Dank und Applaus ging an dem Abend an Frau Viatore, was sie sich als Initiatorin des Austausches mit sehr viel Engagement und Kompetenz mehr als verdient hatte. Ein weiterer Dank ging auch an die Gastfamilien, die sich mit großer Herzlichkeit um die deutschen Schülerinnen gekümmert hatten.


Am folgenden Mittwoch trafen wir uns früh morgens am Bahnhof von Monopoli, um die Heimreise anzutreten. Mit im Gepäck waren viel Müdigkeit, aber auch so viele wertvolle Erfahrungen: wunderschöne Orte, unglaublich leckeres Essen, tolle Fotos (herzlichen Dank an Emma und Luana!), gemeinsame Erlebnisse, sehr tolle Menschen, große Gastfreundschaft und viel Spaß miteinander.

Auch wenn wir mittlerweile wieder zurück in Deutschland und schon wieder ein paar Wochen ins Land gegangen sind, denken wir alle oft und gerne an die famosen Tage in Monopoli, freuen uns bereits auf den Besuch der Italiener im September und können an keinem Olivenöl mehr im Supermarkt vorbeigehen, ohne zu denken: „Extra Virgin Olive Oil oder „Lampenöl“?

 

Julia Schinhofen & Tobias Orth