Höhenluft schnuppern - Exkursion ins Mittelalter
Am 28.02.23 durfte sich der Geschichte Leistungskurs der Jahrgangsstufe 11 unter der Leitung von Herrn Dünnwald-Rommel auf historische Spurensuche ins rechtsrheinische, idyllische Städtchen Braubach (Stadtrecht seit 1276) begeben.
Angekommen am Morgen, begann die Exkursion mit einem kleinen Rundgang durch die historische Altstadt und der Betrachtung der zahlreichen Fachwerkhäuser und Überreste der früheren Stadtmauer, die noch immer etwas von dem mittelalterlichen Glanz erahnen ließen.
Doch was sich schon von unten aus der Altstadt zwischen „Reben und Rosen“ erkennen ließ, war der Höhepunkt und das eigentliche Ziel des Unterrichtgangs: Die Marksburg, 160m ü.N.N.
Schützend über der Stadt thronend, ist sie zugleich die einzig nie zerstörte Burg am Mittelrhein.
Wir nahmen den steilen, in Serpentinen angelegten Fußweg hoch zur Burg. Oben angekommen genossen wir zunächst einmal die beeindruckende Aussicht auf das Mittelrheintal.
Doch viel Zeit blieb nicht, da schon bald die Burgführung begann.
Zuerst führte uns der Weg durch die 4 Tore auf den Batteriehof, auf dem die Kanonen aus den letzten Jahrhunderten mit bis zu 1000 Meter Reichweite platziert waren; dann ging es weiter durch den Kräutergarten (Küchen-, Heil- und Liebeszauberkräuter) ins Innere der Burg: Viele Informationen wurden durch die hervorragend erhaltene Anlage besonders anschaulich.
Wir gingen durch Kemenate, Rittersaal, Kapelle, Küche, Weinkeller, Schmiede und uns wurden Einblicke in das Wohnen, Arbeiten und Leben der Burgbewohner gewährt - sei es der Burgherr mit seiner Familie, die Ritter oder die Bediensteten - alle waren am Alltag auf der Burg beteiligt.
Denn nicht nur Krieg prägte die Epoche, sondern auch Kultur, was wir an Gegenständen wie mittelalterlichen Musikinstrumenten, Kleidertruhen, einem Schachspiel oder der Einrichtung des Rittersaals erkennen konnten, wo des Öfteren gesellige Tafelrunden bei Wein, deftigem Essen und Gesang verbracht worden waren.
Doch so traumhaft schön die Lage der Höhenburg auch sein mag - leicht war das Leben dort nicht immer. Wir durften nicht nur hören, sondern auch ein bisschen spüren, wie kalt es oben auf einer Burg sein konnte und erfuhren auch, welche Unannehmlichkeiten die Menschen damals in Kauf nehmen mussten. Dicke Mauern, kleine Fenster, Plumpsklo auf der Mauer, dunkle und kalte Räume - besonders im Mittelalter hatte das Leben auf der Burg auch so manche „Schattenseite“.
Die letzte Station unserer Führung war die Folterkammer, eingerichtet im ehemaligen Pferdestall der Burg. Die ausgestellten Folterinstrumente - wie z.B. Streckbank, Halsgeige und Schandmaske in Form eines Schweines – führten uns die unschönen Facetten der damaligen Rechtssprechung und Rechtspraxis vor Augen.
Dennoch ließen wir uns davon nicht aus der Fassung bringen, sondern traten nach dem Ende der Führung schon bald fröhlich den Rückweg in Tal an.
Allerdings ging es noch nicht sofort nach Hause: Da viele von uns noch „etwas Geld auf der hohen Kante hatten“ und keiner zur „Sau gemacht werden musste“ – Redewendungen mittelalterlichen Ursprungs - reichte die Zeit auch noch, um im örtlichen Gasthof „Zum Goldenen Schlüssel“ einzukehren und ein leckeres Schnitzel zu genießen.
Anschließend kamen wir wohlbehalten und mit vielen neuen Eindrücken gegen Mittag in Koblenz an.
Anna-Lena Neufeld