Heraus aus der Komfortzone – Eintauchen in neue Welten
Nach einer zweijährigen Corona geschuldeten Abstinenz war es Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10 nun wieder möglich das Sozialpraktikum anzutreten. Vom 30.05. bis zum 10.06. 2022 absolvierten die Schülerinnen und Schüler an über 50 verschiedenen sozialen Einrichtungen ihr Praktikum. Darunter fielen Krankenhäuser, Rehazentren, Altenheime, Behindertenwerkstätten, Therapiezentren, Förderschulen, integrative Kindergärten sowie das Hospiz und die Tafel. Zwei Wochen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit völlig neuen Lebensrealitäten. Sie konnten in den Alltag anderer Menschen eintauchen und diesen begleiten.
Die finale Begeisterung der Schüler war groß. Dass dies nicht untrennbar von anfänglicher Überforderung oder Berührungsängsten war, liegt bei dem Ausmaß von Unbekanntem natürlich auf der Hand. Jedoch berichteten Schülerinnen und Schüler, wie sie gleich zu Beginn offenherzig empfangen wurden und innerhalb kürzester Zeit konnte das Vertrauen zu neuen Mitmenschen aufgebaut werden.
Schülerinnen und Schüler, die das Praktikum in Förderschulen absolvierten, beschrieben die ansteckende Offenheit der Schülerinnen und Schüler. Zusätzlich unterschieden sich Unterrichtsinhalte ganz grundsätzlich von denen, die man selbst kannte. Allgemein wurde es als sehr beeindruckend wahrgenommen, wie sehr die Schülerinnen und Schüler dort nach individuellen Stärken und Schwächen gefördert wurden. „Es ging nicht so sehr um das Wissen, sondern eher um das Lebenspraktische“, erinnerte sich ein Schüler. Die Zeit wurde als durchaus anstrengend beschrieben, bereitete dennoch eine Menge Freude.
Begeistert berichtete eine Schülerin, die einen integrativen Kindergarten besuchen konnte, wie sich die Kinder trotz ihrer Herkunft aus 17 verschiedenen Nationen verständigen konnten: „Die Kinder haben sich untereinander geholfen und sich sogar gegenseitig Deutsch beigebracht.“, so die Schülerin. Zusätzlich war es äußerst spannend, das erste Mal in die Arbeitswelt zu schauen und Verantwortung übernehmen zu dürfen. Die herzliche Atmosphäre und das Phänomen des gegenseitigen Helfens charakterisierten ebenfalls die Zeit zweier Schülerinnen in Behindertenwerkstätten. Beim „Mensch ärgere dich nicht“ spielen, Spazierengehen, Fußballspielen oder auch bei Mau-Mau Partien konnten sie die Offenheit der Menschen erfahren. Gleichzeitig lernten sie in ganz besondere Art und Weise mit Respekt und Vorsicht zu handeln sowie insgesamt die kleinen Dinge und Erfolge des Lebens wertzuschätzen.
Schülerinnen, die das Praktikum im Hospiz absolvierten, berichteten zunächst von der Sorge, dass die Stimmung „deprimierend“ oder „voll schlimm“ sei. Doch dieser Eindruck wurde binnen weniger Stunden geändert: Die Atmosphäre war völlig konträr zu den ursprünglichen Erwartungen. Die Schülerinnen waren umgeben von „Menschen, die im Augenblick leben“. Eine Schülerin schilderte den ganz anderen Umgang mit dem Tod: „Das regt zur Reflexion an.“ Zusätzlich konnte man einen Einblick in das Berufsfeld der Pflege erhalten, welcher nun zu noch größerem Respekt vor jenem Berufsfeld führte.
Das Praktikum im Altenheim war gekennzeichnet durch Geschichten aus der Vergangenheit, denn die Schülerinnen und Schüler lernten viele verschiedene Persönlichkeiten kennen, die von vergangenen Zeiten berichteten. Außerdem kam es zu Begegnungen mit demenzkranken Menschen. Die Schülerinnen und Schüler konnten hier bei Gedächtnistrainings helfen. Besonders wichtig hierbei waren Kommunikation und Geduld. Durch das Helfen und Unterstützen konnten sie anderen Menschen eine Freude bereiten. Ein Schüler betonte besonders, dass das „für andere da sein“ eine Veränderung in ihm hervorgerufen hat.
Schülerinnen und Schüler, die Rehazentren und Krankenhäuser besuchten, berichteten von der positiven und hoffnungsvollen Lebenseinstellung der Menschen dort, trotz der nicht selten schlimmen Schicksale: „Es ist schön zu sehen, wie positiv die Leute waren.“ Trotz der Erschöpfung nach langen Arbeitstagen überwogen die „schönen Erfahrungen“.
Insgesamt war das diesjährige Sozialpraktikum ein facettenreicher und prägender Zeitraum für die zehnten Klassen. „Der Abschied fiel schwer.“ Ein Schüler fasste seine Aufgaben während des Sozialpraktikums als „Schritt aus der Komfortzone heraus“ zusammen.
Elisabeth Peerenboom (MSS 12)