Der Schulwald bei Sonne, Regen & Wind
In den letzten Wochen des Schuljahrs 21/22 zog es die Schüler der Biologie-LK ́s der
Jahrgangsstufe 11 in den Schulwald in Arenberg, um die abiotischen Faktoren des
Waldes zu untersuchen. Natürlich lernt man bei so einem Ausflug auch fürs Leben.
So erfuhren wir den Wald in all seinen Facetten. Wir sahen zugewachsene
Wegschneisen, sehr hohe Bäume, lehmige Böden, ermittelten unsere eigene
Resilienz gegen den Wald und konnten zudem die Wirkung von Insektenstichen auf
Mitschüler bewundern. Alles in Allem wurden wir zu regelrechten Waldexperten!
Tag 1:
Bereits am ersten Tag wurde uns die Robustheit einiger Schüler offenbart. Verließen einige (sechs an der Zahl) bereits um 06.30 Uhr ihr vertrautes Heim mit dem Fahrrad, schafften es andere, die mit dem Auto kamen (!!!!!), sich mindestens um 15 Minuten zu verspäten. Die Busfahrenden staunten zeitgleich über den Mount Everest ähnelnden Aufstieg.
Sobald es allerdings alle bis zur Hütte schafften, ging der eigentliche Spaß los. Leider fehlte am ersten Tag die Waldpädagogin Frau Wingender, weshalb wir diesen Tag ganz allein überstehen mussten.
Aber wir ließen uns den Tag durch dieses Betrübnis nicht zerstören und um den Wald richtig erleben zu können, wurden wir durch eine zugewachsene Schneise gescheucht. Glücklicherweise fand sich ein tapferer Samariter, welcher für das Allgemeinwohl vorging und den Weg freischnitt. Aber auch für die Nachfolgenden blieben genug dornenreiche Brombeerranken übrig.
Als wir uns endlich weit genug in den Wald vorgetastet hatten, kamen die professionellen Gerätschaften zum Einsatz. Ausgestattet mit Lux-Meter, Hygrometer und Thermometer machten wir uns in Kleingruppen, nach einer kurzen Einführung, auf den Weg ins Dickicht des Jungwalds, um Messungen durchzuführen. Dabei kam es zu den abenteuerlichsten Funden. Es kamen zahlreiche Höhlen und Bienennester zum Vorschein. Die schnellsten Gruppen bekamen sogar eine weitere Aufgabe. Unter Anwendung mathematischer Fähigkeiten wurde das Alter gefällter Bäume bestimmt. Waren diese Aufgaben beendet, kämpften wir uns weiter durchs Dickicht, um wiederum das Alter und die Wuchshöhe von Bäumen zu bestimmen. Hier kam es nun zum ersten „tragischen“ Zwischenfall. Die ersten kämpften sich bereits bis zur erwünschten Stelle vor und diese Tapferkeit wurde mit einem Insektenstich belohnt. Durch den Schock vollkommen aufgelöst wurde die besagte Person nun vom Unfallort entfernt und von Frau Junkers und zwei Schul-Sanitäterinnen zur Dreispitz-Hütte begleitet. Die Übriggebliebenen bewegten sich kurze Zeit später auch zur Hütte zurück, um die wohlverdiente Mittagspause zu machen. Nach einer kurzen Stärkung stellten die ersten Schüler ihre Referate (Borkenkäfer, Zeigerpflanze, Großsäuger im heimischen Wald,…) vor.
Nach der Theorie ging es wieder in die Praxis. Im Wald stellten wir Insekten-Becherfallen auf und tarnten diese, sodass sie nicht stark auffielen. Danach bestimmten wir einige Pflanzen (Brennnessel, Farn, Kratzdistel, Fingerhut, Johanniskraut, Flatterbinse, Wald-Greiskraut, Hänge-Birke, schmalblättriges Weidenröschen) und schrieben uns die Zeigerwerte der Pflanzen auf.
Tag 2:
Dieser Tag verlangte uns viel ab, denn es regnete heftig!
Aber lassen Sie mich am Anfang beginnen: Schon die Anreise gestaltete sich heute
als ausgesprochen schwierig. Die Leute, die es gestern noch pünktlich geschafft
hatten, entschlossen sich dazu, einen neuen Weg auszuprobieren, und verspäteten
sich prompt. Moral der Geschichte: nicht jeder ist dazu befähigt, Bus zu fahren.
Heute hatten wir tatkräftige Unterstützung durch Frau Wingender vom Forstamt
Neuhäusel in tierischer Begleitung (Floki eroberte alle Herzen im Nu). Der
Wetterbericht zeigte an, dass ab Mittag Regen zu erwarten war. Dementsprechend
machten wir uns schnell auf den Weg, um die Bodenprofile im Gelände mit den
Bohrstöcken zu ermitteln und unsere Insekten-Becherfallen zu leeren. Anschließend
sollte es zurück zu unserem Stützpunkt, der Dreispitz-Hütte, gehen, um fröhlich
weiter zu untersuchen.
Leider gehen Pläne nicht immer auf, sodass es, sobald wir im Gelände waren, anfing
zu schütten. Fazit: Auf die Wetter-App ist kein Verlass.
Schnell leerten wir die Insektenfallen, hämmerten zügig die Bohrstöcke in den
Boden, aber so sehr wir uns auch bemühten, waren wir bei Ankunft in der Hütte
durchaus durchnässt, denn nicht jede Regenjacke hält ihr Werbeversprechen und
auch Regenjacken in der Hütte helfen nicht unbedingt weiter. Natürlich hatte auch
niemand Wechselklamotten dabei, sodass die Devise für die restliche Zeit lautete
uns wieder trocken zu bekommen.
Zeitgleich liefen also zwei Vorgänge ab: 1. Die Binokulare kamen endlich zum
Einsatz. Mithilfe dieser bestimmten wir Insekten, wie den Lederlaufkäfer und uns
wurde schmerzlich bewusst, dass das Bestimmen der Larvenstadien von Wanzen
gar nicht so einfach ist. Einige Schülern fingen mit einem Kloppstock weitere
Insekten ein. Andere wiederum untersuchten den Boden, indem sie diesen rollten
und kneteten, mit Salzsäure beträufelten und dadurch zum Beispiel den Kalkgehalt
im Boden bestimmten. Zwischendurch wurden auch noch weitere Referate gehalten.
2. Nun komme ich nochmal auf unsere Devise zurück. An einem wunderschönen
Juli-Tag saßen also 30 Schüler bei unter 20 Grad Celsius fröstelnd in der Hütte.
Dieses Problem schreit nach einer Lösung. Wie ich bereits erwähnte an
Wechselklamotten dachte keiner. Wir wären aber kein Bio-LK, wenn wir keine
Schüler hätten, die in der Lage sind, Feuer zu machen. Elias und Phillip O. machten
also höchstmotiviert ein Feuer, an dem sich prompt einige Schüler aufwärmten und
sich halbwegs trockneten. Andere wiederum begnügten sich mit einer dicken Decke
zum Aufwärmen.
Es lässt sich also durchaus festhalten, dass dieser Tag im Chaos versank. Da mit
uns eh nichts mehr anzufangen war (unsere Laune war nach der Sintflut im Keller),
entließen Frau Junkers und Frau Ackermann uns etwa eine Stunde früher.
Tag 3:
Der Freitag stand ganz klar unter dem Motto: „Nur die Harten kommen in den
Urwald“. Ein paar Mitstreitende hatte die Erkältung nach dem verregneten
Donnerstag -und vielleicht auch die spontane Unlust- eingeholt. Von den
anfänglichen Radlern kämpften sich nur noch drei den Mount Everest von Arenberg
hoch.
Der kleine Terrier der Försterin wurde kurz geknuddelt, das Tropeninsektenspray
herumgereicht und dann ging’s mit den Gartenscheren und Sonnenhüten bewaffnet
in den Schulwald (die schicken Dschungelhüte bekamen definitiv den
Schönheitspreis). Hinter der Farnen-Wildnis und mannshohen Brombeerhecken
verbargen sich, geschützt im Röhrenmantel, die neugepflanzten Bäumchen. Doch
die Gruppen schlugen sich tapfer durch, und den Dornengewächsen und Disteln ging
es an den Kragen. Mit Ästen wurden die angestauten Aggressionen herausgelassen.
Kostenlose Therapie mitten im Dickicht inklusive!
Nach schweißtreibendem Getrampel und Schneiden kamen die klimaresilienten
Baumarten zum Vorschein. Die Pflanzen wurden bestimmt, gemessen und es wurde
geschaut, ob sie schon von einer Raupe angeknabbert wurden. Die meisten Mini-
Bäumchen waren aber zum Glück noch am Leben und auch vital.
Ein paar Entdeckungen von Wespennestern und gigantischen Stadtwald-Spinnen
später, ließ die Försterin auch noch die Drohne steigen, damit man die Arbeit des
Tages auch von oben begutachten konnte. Wer seine Aufgabe erledigt hatte und
sich faul auf den Boden legte, bekam ein paar verliebte Hundeküsschen von Floki
ab, während sich die wahren Urwaldexperten mit Leibeskräften und starkem Willen
den wirklichen Brombeerdschungel um die letzten versteckten Jungpflanzen herum
vornahmen.
Völlig zufrieden und hungrig kehrte die Expeditionstruppe zurück in die Hütte. Den
letzten Referaten wurde halbherzig zugehört, und unterdessen entfachte der
Pfadfinder unter uns das Feuer für den Grill. Danach setzten sich die
Forschergruppen an die Tische, die nun schon fast Freunde waren.
Der letzte Ketchup wurde geteilt, der letzte Mückenstich begann zu jucken und das
letzte Mal wurde „Wir sagen Dankeschön“ angestimmt. Und nach dem
abschließenden Putzen der Hütte und der Verstauung des Expeditionsmaterials,
verabschiedete sich die Truppe, um wieder heim in die Zivilisation zu kehren.
Die Insektenstiche und Brombeerkratzer erinnerten noch Tage später an diese
äußerst ungewöhnliche Reise in den Wald.
Federführend verfasst von Viktoria Garbusenko, Carla Laermann und dem ganzen
Team der Schulwaldexkursion LK 11 Bio (Schuljahr 2021 / 2022)