Exkursion nach Mogontiacum
Am 07.02.2020 brachen wir als Latein LK nach Mainz auf. Nach einem etwas verspäteten Aufbruch mussten wir Herrn Reitz erst einmal überzeugen, dass man den Hauptbahnhof ohne Probleme in 7 Minuten von unserer Schule erreichen kann, was uns dann auch locker geglückt ist. Die Zugfahrt war – etwas müdigkeitsbedingt – eher unspektakulär. Angekommen in Mainz machten wir uns auf ins Museum für Antike Schifffahrt. Dort empfing uns Herr Rehn, welcher als Stadtführer uns die antike Geschichte der Stadt näherbringen sollte.
Die vielfältigen Ausstellungsstücke ermöglichten einen guten Einblick in Mainz zur Römerzeit. Hier wurden mehrere Legionen stationiert, die über Schifffahrt auf dem Rhein den Limes als Grenze sichern sollten. Heute findet man noch immer wieder Überreste dieser Zeitepoche im Rheinbecken oder bei Bauarbeiten im Umfeld, wie Herr Rehn uns erklärte.
Das Herzstück der Ausstellung sind drei außergewöhnlich gut erhaltene Römerboote, welche bei einem Bauvorhaben am Rheinufer in 1981/82 entdeckt wurden. Das Glück bei diesem Fund war das verschiedenseitige Liegen der Boote im Boden, sodass jeweils einmal die rechte, einmal die linke und einmal der Schiffsboden hervorragend konserviert wurde. Das gab den Archäologen die Möglichkeit, aufgrund der Funde ein vollständiges Replikat anzufertigen.
Höchst interessant war die aufwendige Restauration des Fundes. Herr Rehn erläuterte uns den langwierigen Prozess. Zu Beginn mussten die Holzplanken einzeln nummeriert und genau verzeichnet werden, bevor man diese einzeln entsalzt hat und in Kunstharz zur Härtung eingelegt hat. Anschließend haben die Forscher jedes Holzteil in der Mikrowelle getrocknet, um es darauffolgend wieder zusammenzusetzen.
Nach vielen Eindrücken im Museum machten wir uns zu einem Stadtrundgang durch das römische Mainz auf. Zuerst erreichten wir das Theater, welches untypisch für die Römer, in einen Hang gebaut wurde, und heute an die Bahngleise grenzt.
Ebenfalls eindrucksvoll war das Scheingrab des Drusus, welches sich heute versteckt innerhalb der barocken Stadtmauer befindet. Drusus prägte als Stiefsohn des Augustus die Bedeutung der Stadt Mainz durch sein Residieren dort während seiner Germanienfeldzüge. Als er verstarb, wurde die Verbundenheit der Stadt durch ein Scheingrab dargestellt, welches zurzeit restauriert wird.
Weitere Besichtigungen
Die Stadtführung endete vor dem Portal der berühmten Kirche St. Stephan, weshalb wir uns spontan dazu entschlossen, diese zu besichtigen. Ihren Ruhm erlangte sie durch die kunstvollen, blauen Glasfenster, die der jüdische Künstler Marc Chagall in den Siebziger Jahren entworfen hatte. Die Kirche wird durch ihre Fenster in ein bläuliches Licht getaucht, welches ihr die Einzigartigkeit verleiht.
Der Weg zu unserem wohlverdienten Mittagessen führte am Mainzer Fastnachtsbrunnen vorbei. In seinen vielen Details zeigt er zum Beispiel Mönch und Narr, Vater Rhein, Schoppestecher und einen Mann mit Brett vor dem Kopf. Insgesamt besteht er aus 200 Einzelfiguren, die die Mainzer Lebensart und Stadtgeschichte repräsentieren.
Isis- und Mater Magna-Heiligtum
Unsere letzte Station der Exkursion führte uns zu einem vermeintlichen Kaufhaus. Hier wurden im Jahr 2000 während der Bauarbeiten Teile eines Heiligtums entdeckt, das der altägyptischen Göttin Isis und der orientalischen Mater Magna gewidmet war und wahrscheinlich bis ins 3. Jahrhundert genutzt wurde. Die Überreste des Heiligtums sind eine der Hauptattraktionen des römischen Mainz. Wir lernten dort über die Einflüsse verschiedener Religionen auf die römische Götterwelt, bis hin zum Christentum.
Besonderes Interesse haben in uns die „Fluchtäfelchen“ geweckt. Nachdem Tieropfer abgehalten wurden, hat man auf Bleitäfelchen Verwünschungen, meist Todeswünsche, geritzt und diese dann um die vom Opfer übrig gebliebenen Knochen gewickelt. Anschließend hat man sie im Feuer verbrannt, woraufhin das Blei geschmolzen ist. Der Inhalt der Bleitäfelchen sollte ein Geheimnis zwischen Isis und dem Verfasser bleiben.
In den Ausgrabungen entdeckte man außerdem verschiedene Relikte im Zusammenhang mit der Mater Magna. Sie hat für die Römer eine besondere Bedeutung gehabt. Während des Zweiten Punischen Krieges (218-201 v. Chr.), als Hannibal auf dem Vormarsch nach Italien war, suchten die Römer aus Furcht einer Niederlage in den Sibyllischen Büchern um Rat: „Dir fehlt die Mutter; drum such – ich befehl es dir, Römer – die Mutter.“ Deswegen brachten die Römer die Mater Magna in einer großen Zeremonie nach Rom. Bekannter Weise gewannen daraufhin die Römer den Punischen Krieg und der Mater Magna wurde in großem Stil vor allem von den Soldaten geheiligt.
Zusammenfassend haben wir auf unserer Exkursion nach Mainz viel über das römische Leben dort erfahren, über die römische Schifffahrt und über die Einflüsse auf das heutige Mainz. Der Besuch in der Eisdiele vor der Heimfahrt war der schöne Abschluss unseres Tages, der uns allen noch lange in guter Erinnerung bleiben wird.
Schülerinnen und Schüler des LK Latein 11