Das alljährliche Sozialpraktikum der zehnten Klassen fand vom 28.01.2019 bis zum 08.02.2019 statt. An den meisten Schulen ist es üblich, solche Praktika als Berufspraktikum zu absolvieren. Unsere Schule legt bewusst Wert auf den sozialen Aspekt. Obwohl anfänglich viele Schülerinnen und Schüler ein Berufspraktikum vorgezogen hätten und mit gemischten Gefühlen ins Sozialpraktikum starteten, gefiel dieses der Mehrheit sehr gut.
Sie absolvierten es in Einrichtungen wie Altenheimen, integrativen Förderschulen, Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung, integrativen Kindergärten, Krankenhäusern sowie bei der Kinder- Jugend- und Familienhilfe.
Besonders nahe gingen vielen Schülerinnen und Schülern die persönlichen Schicksale der Menschen. Hinter dem Überbegriff „Menschen mit Behinderung“ verbergen sich facettenreiche Lebenswege. So berührte sie beispielsweise die schnelle Bindung, die vor allem Kinder zu den Praktikant/innen aufbauten, sowie der Zusammenhalt untereinander und das Verständnis, das für das Gegenüber aufgebracht wurde. So schilderten sie den Umgang als sehr angenehm und entspannt. Auf der anderen Seite stand die Erfahrung, dass jeder Mensch seine Eigenheiten hat, die man nicht immer nachvollziehen kann.
Für die Mitarbeiter eines Altenheimes ist der Tod ein natürlicher Begleiter ihres Alltags. Für einen Schüler stellt er jedoch eine besondere Situation dar, die ihn mit Traurigkeit und Beklommenheit erfüllt – sicher auch eine emotionale Herausforderung. Auch die schwierige Personalsituation im Sozialwesen – als Personalnotstand empfunden – entspricht aber wohl der Realität und bringt Verständnis für die nicht unerhebliche Belastung der in diesem Bereich Tätigen. Umso schöner war es für viele zu erfahren, mit wie viel menschlicher Wärme hier doch viele ihren Beruf ausüben.
Selbstverständlich tun sich gerade bei einer solchen Art des Praktikums Herausforderungen und Probleme auf. Andere Kompetenzen als im Schulalltag waren gefragt; viele Aufgaben waren nicht leicht zu bewältigen und kosteten in manchen Fällen durchaus Überwindung.
Dennoch fanden die meisten Schülerinnen und Schüler Gefallen an ihrer Tätigkeit, was dazu führte, dass manchmal sogar Überstunden eingelegt wurden. Trotz bedrückender Momente war die Stimmung überwiegend positiv und entspannt. Daher fiel der Abschied von der Praktikumsstelle vielen sehr schwer.
Doch was haben die Zehntklässler aus dem Erlebten mitgenommen? Vielen wurde bewusst, dass wir nicht in einer „heilen Welt“ leben, sondern dass es einige Defizite in unserer Gesellschaft gibt. Außerdem merkten sie, dass es uns doch sehr gut geht und man dankbar dem Geschenk Leben gegenüber sein muss. Es wurde auch deutlich, dass es manchmal nicht viel ist, was man machen muss, damit es Anderen ein gutes Stück besser geht, und dass jeder eine Chance auf Bildung, Unterstützung und Zuwendung verdient hat. Außerdem zeigte sich, wie sehr solche Berufe benötigt werden, gerade aufgrund des großen Mangels an Menschen mit sozialen Ausbildungen. Die Schülerinnen und Schüler empfanden großen Respekt für die in diesem Bereich Tätigen, die jeden Tag einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Dabei wurde unseren Schülern zudem der Wert ihrer eigenen Tätigkeit immer wieder bewusst. Zudem wurden Vorurteile beseitigt und der Begriff des „normalen Menschen“ vielfältiger. Die Schülerinnen und Schüler merkten, dass alle Menschen „normal“ sind und auch so behandelt werden möchten.
Alles in allem fand die Mehrheit das Sozialpraktikum sehr sinnvoll und fast alle hätten die besuchte Einrichtung wieder gewählt.
von Antonia Hanhart und Alwin Porten