Vom 13. bis zum 15. Februar 2019 fand die gemeinsame Abiturientenakademie des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums Koblenz und des Johannes-Gymnasiums Lahnstein zum Thema „Heimat und Migration“ statt.
In den Abendstunden des 13. Februars trafen die etwa 40-köpfige Schülergruppe und die betreuenden Lehrer im Haus Sonnenau in Vallendar ein. Nach einem gemeinsamen Abendessen schauten wir uns zusammen den preisgekrönten Film „La Prirogue“ an, der von einer Gruppe westafrikanischer Flüchtlinge handelt, die über den Seeweg nach Europa gelangen wollen. In sehr bewegenden Bildern konnten wir so zumindest eine ungefähre Vorstellung davon erhalten, was eine solche Überfahrt für die flüchtenden Menschen bedeutet und lernten Heimat zunächst einmal ex negativo als Verlust derselben kennen. Im Anschluss wurde in kleineren Arbeitsgruppen bis spät in den Abend diskutiert, hatte doch jeder ein gewisses Vorverständnis von Heimat, das sich als subjektiv und erweiterungsfähig herausstellte. Im Mittelpunkt standen Fragen wie die folgenden: Ist der Heimat-Begriff überhaupt noch zeitgemäß bzw. adäquat, um das komplexe Zusammenleben der Menschen insbesondere in überregionalen und übernationalen Strukturen zu beschreiben oder handelt es sich lediglich um einen Anachronismus nationalistischer Bewegungen von den Nationalsozialisten bis hin zu den heute in vielen europäischen Ländern erstarkenden Rechtspopulisten, ein demagogisches Instrument also.
Am Folgetag stiegen verschiedene Arbeitsgruppen schließlich in ihr jeweiliges Unterthema ein. Hierbei ging es beispielsweise um die Chancen, die der UN-Migrationspakt bietet und um theologische und philosophische Perspektiven. Am Abend konnten alle Teilnehmer wesentlich differenzierter über Heimat und Migration sprechen, z. B. aus einem existenzphilosophischen Blickwinkel, der den Menschen generell als Heimatwesen denkt und diesen stets zwischen den Polen Ferne und Heimat bzw. Aufbruch in die Welt und Rückkehr in ein wie auch immer geartetes Zuhause beschreibt. Dabei stellten sich beide Eckpfeiler als gleich wichtig heraus und das erarbeitete Konzept zeigte uns Möglichkeiten auf, um auf der Basis überkultureller Eigenschaften eine übernationale Gemeinschaft zu bilden und Werte wie Empathie und Solidarität ganz neu zu begründen.
Nach dem Abendessen brachen alle in den Klangraum unserer Schule auf, um einen Vortrag von Dr. Joachim Klose zu hören. Es gelang dem Referenten sehr anschaulich und kurzweilig, Ideen, konkrete Fakten und Tendenzen rund um das Thema zu präsentieren, z. B. im Hinblick auf den Wandel des Dorflebens in Ostdeutschland. Man merkte in jedem Satz, dass der promovierte Philosoph, Physiker und Theologe in seiner Tätigkeit als Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für den Freistaat Sachsen in regem Austausch mit den Menschen war und ist. So vermochte er auch unsere eher abstrakten philosophischen Gedanken realpolitisch zu untermauern und schaffte einen gewinnbringenden Brückenschlag zu Themen wie der Globalisierung und Digitalisierung, welche die Entfernungen zwischen den Menschen zusammenschmelzen lassen. Einer der spannendsten Punkte war dabei die konstruktiv zu verstehende Herausforderung, vielfältige Bräuche und Traditionen so zu vermitteln, dass eine gewohnte und wünschenswerte Stabilität, Ordnung und Orientierung für unsere Zukunft gewährleistet ist.
Am darauffolgenden Morgen kamen noch einmal alle zu einer Abschlusspräsentation der einzelnen Gruppenergebnisse zusammen, sodass alle Einblicke in die Arbeit der anderen Gruppen erhielten. Einige wesentliche Ergebnisse wurden dann in einen abschließenden Gottesdienst eingeflochten und wir alle wurden noch einmal still und nachdenklich, wie sich die Grenzen unserer Heimat in Zukunft verschieben werden. (Alexander Barth)