Gott, Augustinus und der Brexit


„Wir haben hier heute wahre Spezialisten vor Ort“, begrüßte Carl Josef Reitz, Schulleiter des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums, am 26. Februar die Gäste des katholischen Forums. An diesem Abend stellten drei Schüler im Klangraum der Schule ihre Facharbeiten einem breiten Publikum vor.

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Valerie Reppert setzte sich im Fach Latein mit dem intensiven Ringen des heiligen Aurelius Augustinus um die Wahrheit in seiner Schrift „De vera religione“ auseinander. „Augustinus wollte auf alle fleischlichen und seelischen Genüsse verzichten“, berichtete Valerie und stellte einen Zusammenhang zur Fastenzeit her. „Der spätere Priester und Bischof von Hippo Regius wollte dadurch näher an Gott sein.“ Valerie erklärte, dass sie ihre Übersetzungsarbeit auch persönlich weitergebracht habe: „Durch diesen ‚vernünftigen‘ Glauben von Augustinus konnte ich selbst zu meinem Glauben zurückkommen.“

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Rebecca Goliasch beschäftigte sich anhand von Texten der Theologinnen Dorothee Sölle und Elisabeth Moltmann-Wendel mit der „weiblichen Seite Gottes“. Die gewonnenen Erkenntnisse bezog sie auf Entwicklungen in der modernen Gesellschaft. Ihr Lehrer und Betreuer der Arbeit, Schulpfarrer Joachim Keil, erklärte, dass in einem Religionsleistungskurs, der zu 80 Prozent aus Frauen bestehe, die Frage nach der Weiblichkeit Gottes eine existenzielle sei. „Für viele Menschen ist Gott männlich, obwohl es in der Bibel keine Hinweise dafür gibt“, erläuterte Rebecca. „Vielleicht haben wir uns geirrt und es heißt ‚die‘ Gott?“, fragte die Schülerin. Rebecca kam zu dem Schluss, dass Gott kein Mensch ist und daher auch keinem der beiden Geschlechter zugeordnet werden könne. Doch der Mensch neige dazu, seine Welt zu kategorisieren und auf diese Weise zu vereinfachen. „Doch durch die kulturelle Emanzipation verändert sich auch der Blick auf die Bibel“, war sie sich sicher.

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Einem irdischen Thema widmete sich Johannes Fritz. Er analysierte in seiner Englisch-Facharbeit Gründe und Hintergründe des „Brexit“-Votums und fand dabei auch positive Aspekte einer Post-Brexit-Zukunft. Johannes besuchte für ein Jahr die Partnerschule des Cusanus-Gymnasiums in England und lernte dort das Selbstbild der Britten kennen. „Für mich war der Ausgang des Referendums keine wirkliche Überraschung. Großbritannien möchte seine Souveränität wieder herstellen“, sagte er. Der junge Mann klärte die Zuhörerinnen und Zuhörer über die Faktoren für die Entscheidung gegen die EU auf und skizzierte den beginnenden Rückzugsprozess aus der europäischen Gemeinschaft.

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Lukas Klemmer, ebenfalls Schüler des Gymnasiums, war für die musikalische Umrahmung des Abends verantwortlich. Im Anschluss an die Frage- und Diskussionsrunde luden die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten zu einem kleinen Imbiss ein.

Das nächste katholische Forum findet am 19. März um 19 Uhr im Klangraum des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums statt. An diesem Abend referiert Bruder Andreas Knapp aus Leipzig über das Thema „Die letzten Christen. Flucht und Vertreibung aus dem Nahen Osten“.

Das katholische Forum Koblenz wurde 1987 als Plattform für Information und Austausch gegründet. Es bietet die Gelegenheit, sich mit Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Kirche und Politik und ihren Positionen auseinander zu setzen. Seit drei Jahren stellen auch Schülerinnen und Schüler ihre Facharbeiten in diesem Rahmen vor.